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Bidirektionales Laden: Stromfluss in jede Richtung

Ein E-Auto lädt am Abend privat zuhause.

Bidirektionales Laden – Was kann die Technik?

Beim klassischen Laden fließt Strom von der Ladesäule in den Akku des Elektroautos. So weit so einfach. Beim bidirektionalen Laden ist es ganz ähnlich – nur umgekehrt. Elektroautos können mit der Technik nicht nur Strom laden, sondern auch abgeben. Das Laden in zwei Richtungen eröffnet völlig neue Möglichkeiten, steckt aktuell aber noch in den Kinderschuhen.

Ein Eauto wird zuhause in der Garage geladen.

Mehr als nur Haushaltsgeräte

Aktuell gibt es zwar bei manchen Modellen die (theoretische) Möglichkeit, das Elektroauto zum mobilen Stromspeicher zu machen und so Föhn, Herd, Kühlschrank und Co. zu betreiben, das ist aber eine rechtliche Grauzone – und nicht das Ziel der Hersteller: „Wir machen nicht bidirektionale, um einen Fön zu betreiben“, so die klaren Worte der VW-Managerin Silke Bagschik. 

Unternehmen investieren derzeit also keine Millionensummen, um einen Föhn mit dem E-Auto-Akku zu betreiben. Deutlich interessanter ist da schon die Einspeisung ins Stromnetz. So kann man mit dem bidirektionalen Laden theoretisch sogar Geld verdienen.

Bidirektionales Laden schützt das Stromnetz

Die Idee ist so einfach wie genial: Die Elektroauto-Batterie wird zum Pufferspeicher. Bei einem einzelnen Elektroauto fällt der zusätzliche Pufferspeicher für das Stromnetz freilich nicht ins Gewicht. Mit genug angeschlossenen Stromern könnte man das Stromnetz allerdings auf eine enorm effiziente Art und Weise stabilisieren.

Der oftmals kolportierte Zusammenbruch des Stromnetzes, der wie ein Damoklesschwert über dem E-Antrieb hängt, könnte so ganz einfach umgangen werden. Hilfe zur Selbsthilfe für den Elektroantrieb sozusagen.

Das Stromnetz in Deutschland bei Sonnenuntergang.

Der Vorteil eines solch dezentralen Pufferspeichers für das Stromnetz liegt auf der Hand: Es müssen keine Unsummen in den Stromnetz-Ausbau gesteckt werden. Die von E-Auto-Kritikern oft ins Feld geführten Lastspitzen können so ganz einfach und ohne viel Aufwand abgefangen werden.

Bis es so weit ist und der im Elektroauto gespeicherte Strom ins Energienetz eingespeist werden kann, ist es aber noch ein weiter Weg.

Bidirektionales Laden ist noch nicht massentauglich

Bevor bidirektionales Laden für die breite Masse an E-Auto-Fahrern genutzt werden kann, müssen in einem ersten Schritt rechtliche Hürden abgebaut werden. Hier bewegt man sich aktuell noch in einer Grauzone. Ausdrücklich legal ist es nicht und nicht selten ist der Verlust der Garantie mit dem Anwenden der Technik verbunden.

Zudem sind die meisten Stromer noch nicht in der Lage, ihre gespeicherten Stromreserven wieder abzugeben. Lediglich einige Elektroautos asiatischer Hersteller, wie beispielsweise der Nissan Leaf oder der Kia Soul, beherrschen die Technik. Das soll sich in Zukunft ändern, bidirektionales Laden soll, geht es nach den Plänen von VW und Co. bald im elektromobilen Mainstream ankommen und von jedem neuen Elektroauto unterstützt werden.

Die Technik: DC zu AC

Der Strom aus dem Elektroauto ist zunächst einmal nicht wirklich zu gebrauchen. Er muss, bevor er ins Haus- bzw. Stromnetz geschleust wird, noch entsprechend präpariert werden. Genauer: Der Gleichstrom des Fahrzeugakkus muss in Wechselstrom umgewandelt werden. Hinzu kommt, dass dieser Wechselstrom im Gleichtakt mit dem Netz schwingen muss. Erst dann ist er im deutschen Stromnetz transportfähig und für Haushaltsgeräte zu gebrauchen. Um den Batterie-Strom entsprechend aufzubereiten, gibt es zwei Möglichkeiten. 

Die externe Lösung

Hier wird der Strom erst aufbereitet, nachdem er den Fahrzeugakku verlassen hat. Ein externer Wandler, der zuweilen auch schon in der Wallbox integriert ist macht aus dem Gleichstrom netztauglichen Wechselstrom.

Die interne Lösung

Die interne Lösung findet im Fahrzeug statt. Manche Elektroautos wie beispielsweise der Nissan Leaf oder der Kia Soul haben bereits einen Wandler mit an Bord. Damit kann man den Strom für das Hausnetz einfach und unkompliziert vorbereiten.

Für welche der beiden Varianten man sich entscheidet ist zunächst eine Hersteller-Frage. Aber es geht auch darum, dass der Netzbetreiber überhaupt die zusätzliche Stromquelle zulässt und mit ihr kommunizieren kann, denn nur so kann er dann den Strom aus dem Akku abrufen, wenn das Netz auch wirklich zusätzliche Unterstützung benötigt.

Volkswagen beispielsweise setzt aktuell auf externe Wandler, Sonos Motors hingegen nimmt sich der internen Lösung an und stattet Fahrzeuge mit entsprechenden Wandlern aus. In beiden Fällen gilt: Aktuell ist die Technologie noch teuer. Für eine Wallbox mit integriertem Wandler wird derzeit gut und gerne ein mittlerer vierstelliger Betrag fällig. Ewig wird die Technologie aber nicht so teuer bleiben, in Zukunft ist hier mit deutlich geringeren Anschaffungskosten zu rechnen.

FAQs zum bidirektionalen Laden

Ist bidirektionales Laden legal?

Derzeit ist das bidirektionale Laden eine juristische Grauzone. Es ist weder ausdrücklich verboten, noch ausdrücklich erlaubt. Aktuell fehlt es hier aber nicht nur an juristischen Leitlinien, sondern vor allem an der Technik. Kaum ein Fahrzeugmodell ist aktuell fürs bidirektionale Laden geeignet.

Welche E-Autos können bidirektional laden?

Aktuell beherrschen folgende Fahrzeuge das bidirektionale Laden: Nissan Leaf, Kia Soul Electric, Nissan e-NV200, Mitsubishi i-MiEV, Mitsubishi Outlander oder der Hyundai IONIQ 5. Der Hyundai IONIQ 5 kann beispielsweise nicht einfach ans Stromnetz angeschlossen werden sondern arbeitet nur als 230 Volt Notstromaggregat mit dem der eingangs beschriebene Föhn betrieben werden kann. Man sollte sich daher im Vorfeld beim Fahrzeughersteller informieren, welche Form des bidirektionalen Ladens das jeweilige Fahrzeug beherrscht und ob die Garantie erlischt, wenn man es zur Einspeisung ins Netz nutzt.

Was ist eine bidirektionale Wallbox?

Eine bidirektionale Wallbox kann nicht nur Strom ins Elektroauto schleusen, sondern auch den umgekehrten Weg gehen und Strom vom Fahrzeugakku ins Heimnetz einspeisen. Derzeit ist das aber nur vereinzelt möglich, viele Hersteller arbeiten daran, das System großflächig umzusetzen.

Quelle Beitragsbilder: dcbel – Unsplash, Federico Beccari – Unsplash

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